Als wär’s ein Stück von mir…
Drucken

Als wär’s ein Stück von mir…

In der gleichnamigen Autobiographie von Carl Zuckmayer aus dem Jahr 1966 geht es im 4. Kapitel u. a. um dessen Teilnahme als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg. Den kurzen Rückblick nach meiner Pensionierung möchte ich weder in einen derartigen noch in einen ähnlichen Zusammenhang bringen oder verstanden wissen.
Als „Freiwilliger“ zog ich nach dem Referendariat am 1. Februar 1981 nicht in ein Schlachtfeld, sondern in ein beschauliches Gymnasium im benachbarten Wittgenstein, das mir bis dahin völlig fremd war. Als Pensionär verließ ich dieses aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig und ohne „Verwundungen“ am 15. Februar 2016. Das Kreuz mit dem Kreuz. Es war nicht nur ein Stück von mir, sondern ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens: das Johannes-Althusius-Gymnasium Bad Berleburg (JAG). Noch freundlicher und herzlicher als die Aufnahme war die Verabschiedung. Vielen Dank allen und für alles.


Aus der ursprünglich veranschlagten Überbrückung wurde eine Dauerlösung. Insgesamt 35 gute und schöne Jahre. Zurück bleiben nicht nur viele Erinnerungen, Eindrücke und Begegnungen, sondern auch zahlreiche Dokumente, Fotos und Anekdoten. Während dieser Zeit hat sich die Schule, insbesondere in den letzten zehn Jahren, stark verändert – innerlich und äußerlich. Mitten in der Stadt ist nach und nach ein recht modernes Gymnasium gewachsen, an dem es mir Freude bereitete, zu arbeiten und zu sein. Mein Beruf und der Umgang mit jungen Menschen machten mir schlichtweg Spaß.
Es gab gelegentlich, aus welchen Gründen auch immer, durchaus stürmische Phasen: innerhalb des Kollegiums, der Schulgemeinde und in Bezug auf die Schule allgemein. Überwiegend war es jedoch eine ruhige Zeit. Dies war im Wechsel der Jahre und des Personals sicher ein Verdienst der Schulleiter, der Kolleginnen und Kollegen sowie der Verantwortlichen in Eltern- und Schülerschaft.
Beeindruckt hat mich der Umstand, dass es in der Lehrerschaft so gut wie keine verkrusteten Strukturen und Fraktionsbildungen gab. Wichtige Entscheidungen wurden in der Regel pragmatisch und demokratisch gefällt.
Eine Erfolgsgeschichte ist sicher die Schülervertretung. Bei vielen Begegnungen und Sitzungen, regional sowie überregional, wurde zunehmend mangelnde Bereitschaft zur Übernahme von Ämtern und Verantwortung beklagt. Davon konnte am JAG keine Rede sein.
Zuckmayers Autobiographie enthält nicht nur unangenehme Erlebnisse, sondern auch ein Kapitel (6) darüber, wie er nach gescheiterten Beziehungen eine neue begann, mit der er für den Rest seines Lebens zusammenblieb. Das Kapitel „Schule“ ist für mich abgeschlossen – ohne kaputte Beziehungen. Dem JAG werde ich aber zumindest in Gedanken gern verbunden bleiben. Auch meiner bisherigen „Klientel“ werde ich die Treue halten, vornehmlich jedoch auf einen deutlich kleineren Kreis als bisher beschränkt…
Ihnen und euch allen wünsche ich alles Gute.
Herzliche Grüße
Rainer Bernhardt