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Wo der Kalte Krieg am heißesten war ...

Am Point Alpha, dort wo das Staatsgebiet der DDR am weitesten in den Westen hineinragte, standen sich Amerikaner und Sowjets Auge in Auge gegenüber und beobachteten sich argwöhnisch. Genau an diesen Punkt an der hessisch-thüringischen Grenze führte am 8.7.2010 die Geschichts-Exkursion der 9c, die von Herrn Hähnlein und Herrn Achenbach begleitet wurde.

 

 

Gegen 7.35 Uhr sind wir am JAG aufgebrochen um die gut 2-stündige Busfahrt gen Osten anzutreten. Aufgrund einer Baustelle nahe Marburg mit weiträumiger Umleitung hat sich unsere Ankunft etwas verzögert. Aber kurz nach 10 Uhr konnte dann die Führung am Point Alpha, der etwa zwischen Eisenach und Fulda nahe der thüringischen Kleinstadt Geisa liegt, beginnen.

Die 9c an der ehemaligen Grenze vor einem Stück der Berliner Mauer

Im Haus auf der Grenze, dass auf dem ehemaligen Kolonnenweg der DDR-Grenzer errichtet wurde, wurden wir von einer jungen Dame begrüßt, die uns sofort gestand, dass dies ihre erste Führung sei und dass wir ihr deshalb eine gewisse Aufregung nachsehen sollten. Soviel sei vorab gesagt: Die Führung war gut und mit unerwarteten Zeitzeugenberichten im besten thürinigischen Dialekt gespickt. Doch dazu später mehr.

Unsere Führerin und die Schüler der 9c vor Propaganda-Plakaten

 

Der Aufbau der Grenzanlagen wurde zunächst in der Austellung erklärt. Dabei wurde insbesondere die Entwicklung der "Sicherungsmechanismen" erläutert, die in Minenfeldern und Selbstschussanlagen gipfelten. Überrascht waren einige Schülerinnen und Schüler, dass die Grenze sich zwar "antifaschistischer Schutzwall" nannte, dem Aufbau nach aber vor allen Dingen DDR Bürger an der Flucht hindern sollte.

Unserer Gruppe folgte ein Paar aus Thüringen (ob aus Interesse oder aufgrund der adretten Führerin ist mir verschlossen geblieben), dass während der Führung mehr und mehr und vor allen Dingen unaufgefordert Zeitzeugenberichte zum Besten gab. So erhielten die Schülerinnen und Schüler fundierte Informationen zur Funktionsweise und Reichweite einer Kalaschnikov, erfuhren, warum Willy Brandt in der DDR beliebter war als es Helmut Kohl ist, und erhielten zudem einen Crashkurs in thüringisch. Vor allen Dingen haben die Ausführungen des Ehepaares aber eines deutlich gemacht, nämlich dass 20 Jahre nach der Wende die Wahrnehmung der Geschichte noch deutliche Unterschiede in Ost und West zeigt.

Nach der Besichtigung des Hauses auf der Grenze haben wir uns die Reste der Grenzanlagen inkl. Wachturm, Hundelaufanlage und einem kleinen Bunker angeschaut und sind dann in das ehemalige amerikanische Armeecamp Point Alpha gegangen, dass auf der hessischen Seite liegt.

Dort bekamen wir von unserer Führerin einen kurzen Einblick in das ehemalige Lagerleben, das in einer Austellung liebevoll rekonstruiert wurde. Dazu gehörte auch das obligatorische Pinup Bild in einem Schrank der dort stationierten GIs.

Die Austellung im Haus auf der Grenze

 

Nachdem wir vom amerikanischem Camp zum Bus zurückgegangen waren, sind wir dann gegen 12.30 Uhr ins nah gelegene Fulda gefahren, wo dann Zeit blieb, um gemütlich Mittag zu essen und die schöne Innenstadt zu erkunden. Gegen 15.00 Uhr haben wir uns dann auf dem Domplatz getroffen, dort einige wichtige Informationen zum Missionar Winfrid Bonifatius erhalten und sind dann in den Dom gegangen, in dessen Krypa sich die Gebeine dieses frühmittelalterlichen Geistlichen befinden.

Dort angekommen wurden wir von einem äußerst redseeligen Geistlichen in Beschlag genommen, der die Schülerinnen und Schüler predigtgleich dazu ermunterte, einmal eine Pilgerreise zu Fuß zu unternehmen. Der gesamte Vortrag bestand aus vielen rethorischen Fragen und belegte deutlich, dass nicht nur manch Lehrer offenbar einen unbändigen Mitteilungsdrang hat.

Nach diesem "spirituellen" Erlebnis waren wir allesamt bereit für die Rückreise, allerdings nicht zu Fuß, sondern wie gehabt im Bus, so dass wir dann gegen 18.00 Uhr allen wohlbehalten Bad Berleburg erreichten.